Vor vielen tausend Jahren aus einer unterirdischen Eislinse entstanden, zählt der Wollingster See zu den ganz besonderen Natur-Kostbarkeiten dieser Region. Um diese Einmaligkeit zu erhalten, sind allerdings erhebliche Anstrengungen erforderlich, denn die Natur selbst und insbesondere aber die Menschen verändern immer wieder das ursprüngliche Erscheinungsbild.

Es ist ein ganz normaler Vorgang, wenn die Natur versucht, Seen durch Pflanzenansiedelung zu verlanden. Beim Wollingster See sind es insbesondere die aggressiven Schilfbestände, die immer weiter in den See hineinwachsen. Die abgestorbenen Pflanzenteile (aber auch die Blätter der Bäume am Ufer) reichern das Wasser mit Nährstoffen an und das ist fast tödlich für die Lebewesen in diesem See. Sie sind nämlich auf extrem nährstoffarmes Wasser angewiesen. Auch die Hinterlassenschaften der häufig anzutreffenden Hunde können das ökologische Gleichgewicht empfindlich stören, ebenso wie der starke Badebetrieb in diesem Jahrhundert-Sommer.

Fleißige Helfer

Der „Förderverein Wollingster See“ und insbesondere der rührige Vorsitzende Heino Runge haben sich den Erhalt des Wollingster Sees auf die Fahnen geschrieben und hatten am vergangenen Samstag zu einem Arbeitseinsatz am See eingeladen.

Bei strahlendem Sonnenwetter trafen sich 15 Vereinsmitglieder um u.a. das Schilf zu mähen und zu entsorgen, Steine für einen Reptilien-Sonnenplatz und für einen Wolfszaun aus dem See zu sammeln und insbesondere unzählige Glasscherben aus dem ufernahen Bereich zu bergen. Erstmals wurde dabei auch eine umweltschonende Akku-Motorsense eingesetzt. Mit einer Akku-Ladung kann bis zu 7 Stunden gearbeitet werden.

Der extrem niedrige Wasserstand des Sees von 14,85 m (normal 15,30 m) hat weite Uferflächen freigelegt und begünstigte die Arbeiten in hervorragender Weise. Selbst die ältesten Einwohner von Wollingst können sich an eine solche Situation nicht erinnern.

Ein Teil der abgesammelten Stein wurde zur Verstärkung einer Weide-Durchfahrt verwendet. Hier soll der Wolf keine Chance mehr haben, sich unter dem Tor hindurchzubuddeln. Vier Helfer von „Wikingwolves“ – koordiniert vom Cuxhavener Wolfsberater Silas Neumann – führten die Arbeiten durch und verstärkten zudem den Weidezaun durch eine Stromlitze. Somit dürften die Schafe von Heino Runge jetzt sicher vor dem Wolf sein. Aktuell aufgefundene Wolfs-Losung rechtfertigen diesen Aufwand allemal.

Heino Runge (links) und die Helfer von „Wikingwolves“ beim Bau des Wolfszaunes

Nach Abschluss der Arbeiten saßen die Helfer gemütlich bei Kaffee und Butterkuchen unter einem alten Baum am Ufer und genossen den Ausblick auf den wunderschönen See, der mit den weißen Sandstränden aktuell fast schon ein Karibik-Feeling hervorruft.

Bessere Kontrollen

Die Arbeiten der freiwilligen Helfer stehen in einem krassen Gegensatz zur meist gedankenlosen Umweltverschmutzung durch die zahlreichen See-Besucher. In Zukunft soll der See regelmäßiger kontrolliert werden und Zuwiderhandlungen können mit empfindlichen Strafen belegt werden. Heino Runge ist aber optimistisch: „Ich hoffe sehr, dass auch der Wollingster See vom zunehmenden Umwelt-Bewusstsein der Menschen profitieren wird.“

Von Dr. Hans-Joachim Andres